Sakralarchitektur als Unterrichtsgegenstand. Die Architektenausbildung an der Technischen Hochschule Berlin im Kaiserreich

Stefanie Fink

In ihrem Vortrag „Sakralarchitektur als Unterrichtsgegenstand. Die Architektenausbildung an der Technischen Hochschule Berlin im Kaiserreich“ stellte die Kunsthistorikerin Stefanie Fink erste Ergebnisse ihres Promotionsvorhabens vor, in welchem sie sich mit der Ausbildung der Architekten an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, der heutigen TU Berlin, zwischen 1879 und 1922 beschäftigt. Hier hatten angehende Architekten wie Walter Gropius, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Bruno Taut oder Erich Mendelsohn studiert. Auch wenn bis 1922 kein eigener Lehrstuhl für Kirchenbau existierte, nahm diese Bauaufgabe doch einen wesentlichen Bestandteil der Einführungskurse zur Geschichte der Baukunst und der Entwurfsfächer ein. In letzteren lernten die Studierenden eigene Sakralarchitekturen in den verschiedenen historischen Formensprachen, insbesondere im Stil der Gotik, zu entwerfen. Damit waren die Studierenden befähigt, die umfangreichen Staatsprüfungen zu absolvieren, in denen der Kirchenbau etwa ein Drittel der Aufgaben ausmachte. In der Regierungsbaumeisterprüfung, dem zweiten Staatsexamen das zur Anstellung im Staatsbaudienst befähigte, bezogen sich die Klausuraufgaben sowohl auf die Architektur als auch auf die Innenausstattung. Die Examinanden hatten hierbei Entwürfe zu den verschiedensten Bautypen unterschiedlicher Konfession – evangelische und katholische Stadt- und Dorfkirchen, Synagogen oder Wallfahrts- und Friedhofskapellen – sowie die verschiedenen Kirchenmöbel – Altäre, Kanzeln, Gestühle etc. – anzufertigen. Dadurch waren sie befähigt, die umfangreichen Anforderungen ihrer späteren Berufspraxis zu erfüllen.

Bildunterschrift:
Hans Poelzig: Dreischiffige katholische Kirche. Architekturmuseum der TU Berlin, Inv.-Nr. B 1446